Bergsteigen auf Borneo: Mount Kinabulu 4101m
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Von Helmut Hamberger

Er ist groß gut gebaut und hat viele Bewunderer, aber er läßt sich nicht gerne anschauen, ab 9 Uhr 30 hüllt er sich in Wolken. Der 4101m hohe Berg liegt mitten im tropischen Kinabalu Nationalpark, in Nordosten der Insel Borneo (740 000 qkm). Nachdem der Berg die einzige Einnahmequelle ist und die Bevölkerung wenig Arbeit hat müssen die Bergsteiger einige Formulare bewältigen. Für die Besteigung ist eine Genehmigung und ein einheimischer Führer erforderlich. Ausgangspunkt ist das Headgranter Office (1558m). Mit der Genehmigung zur Besteigung waren die Gebühren für die Hüttenbenützung sowie Reservierung inbegriffen, ebenfalls der Leihschlafsack. Am 18.4.1982 um 7 Uhr wurden uns ein Führer und ein Jeep zugeteilt, der Jeep brachte uns bis zur Power Station in ca. 1800m Höhe. Der Weg führte uns durch nebelreichen Dschungel, mit einigen Niederschlägen. Der Bergpfad besteht aus schier nicht enden wollenden Stufen, man könnte ungeduldig werden, wäre nicht die abwechslungsreiche Natur, die hier so üppig wie nur selten auf der Welt ist. An dicken Stämmen der Urwaldbäume kletterten Farne empor, klammern sich Moose fest, hangeln sich Orchideen entlang, Rhododendron blüht kupfer, zinnoberrot, blaßblau und goldgelb, es blüht wesentlich mehr, aber übersteigt unsere botanischen Kenntnisse. Das subtropische Klima fordert einige Schweißtropfen, aber wir haben die Zuversicht, daß es alle 100 Höhenmeter die wir zurück legen um 0,7 Grad kühler wird. Das Laban Rata Resthouse (3300m) hatten wir gegen 13 Uhr erreicht, nachdem noch genug Zeit bis zum Einbruch der Dämmerung war, beschlossen wir weiter zur Sayat Sayat Hut (3880m) zu gehen. Der Pfad wurde jetzt noch steiler und teilweise sehr glitschig, des öfteren über nasse, vermooste Holzleitern und über steile Felstraversen die aber äußerst griffig und Seilversichert waren, somit gab es keine technischen Schwierigkeiten. Nach 6 Stunden Gehzeit war die Hütte erreicht. Gegen Abend konnten wir unser Ziel wolkenfrei bestaunen. Ab 3800m war die Vegetation zu Ende. Als die Sonne am Horizont verschwand wußten wir auch warum. Unser Bergführer wollte eigentlich auf der ersten Hütte bleiben, warum konnten wir bald hörbar feststellen. Nach einigen Stunden tiefen Schlafes kehrten die Lebensgeister in Ihn wieder zurück. Nachdem wir die einzigen auf der Hütte waren konnten wir uns mit den restlichen Matratzen zudecken, es ist aussergewöhnlich aber wärmer. Im Morgengrauen ging es über griffigen und nassen Fels mit Seilsicherung zum Gipfel. Nach einer Stunde Gehzeit konnten wir um 7 Uhr 30 am 19.4.1982 vom Mount Kinabalu 4101m einen herrlichen Rundblick bis zum südchinesischen Meer genießen. Beim Abstieg wurde uns erst richtig bewußt wie steil der Anstieg, und wie hoch die einzelnen Stufen waren, gegen 13 Uhr standen wir wieder glücklich und müde aber mit frohen Herzen an der Jeep Haltestelle. Bis zur Ankunft des Geländewagen konnten wir die wunderbaren Vogelgesänge mit ungetrübter Freude genießen. Wie schön und friedlich kann die Welt sein.

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