Besteigung des Mont Blanc durch die Jugendgruppe des ACW
Von Uschi Pöperny
Obwohl man sich beim Aufstieg auf 4807 Meter Höhe fast auf die Füße tritt, strahlt Europas
höchster Berg immer stärkere Faszination aus. Ein Traum eines jeden Bergsteigers ist es,
wenigstens einmal auf diesem Gipfel zu stehen. Am 12.8.1983 erfüllte sich für die
ACW-Jugendgruppe dieser Traum. Die Jugendgruppe bestand damals aus Michael Hilz,
Max Weidmann, Christine und Uschi Fischer, begleitet wurden wir von Hans Pöperny,

Fritz Diermeier und ihrem Freund Günther Passig. Am 8.8.83 war es soweit, um 7 Uhr
erfolgte die Abfahrt von München. Nach einer mehrstündigen Autofahrt trafen wir gegen 16 Uhr
in Le Fayet ein. Nun hieß es eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Unsere Wahl fiel auf
ein kleines gemütliches Hotel. Der nächste Morgen begann schon früh, da wir mit der ersten
Zahnradbahn, sie wird auch Tramway du Mont Blanc genannt, bis zum Glacier du Bionnassay 2360m
fuhren. Von dort schlängelt sich ein Bergsteigerwurm langsam über Felsrippen, Firn-u.
Geröllfelder hinauf zum Refuge de l'Aiguille du Gouter 3817m. Ca. 5 Std. waren wir bei
schönem Wetter unterwegs. Doch kurz bevor die Spitze des Wurmes oben ankam, wurde sie für
uns zur ernsten Gefahr: Große u. kleine Felsbrocken sausten, oben unachtsam losgetreten, als
unberechenbare Geschosse ein schneebedecktes Couloir hinab, über das die Aufstiegsspur führte.
Fünfzig Meter, auf der es jeden von uns treffen konnte. 70 Lager sind auf der Refuge de
l'Aiguille du Gouter. Das diese oft nicht ausreichen merkt man spätestens dann, wenn man

nach dem Aufstieg in einer Kolonne von ein paar dutzend Bergsteiger im Vorraum der Hütte
über Eispickel, Bergseile, Rucksäcke und Steigeisen stolpert und den Weg zum Hüttenwirt
gefunden hat. Da wir uns angemeldet hatten, durften wir die Vergünstigung genießen mit etwa
drei dutzend Bergkameraden einen der beiden Schlafsäle zu benutzen. Wer unangemeldet oder
als Nachzügler kommt muß mit der Notunterkunft vorlieb nehmen, wie z.B. Sitzbänke, Fußboden,
Treppen, Schuhraum oder im Freien und wird dann auch in der kalten Nacht nicht vergessen, daß
er gleich neben der Latrine liegt. Da einige von uns über Kopfschmerzen und Unwohlsein klagten
wurde der nächste Tag zum Ruhetag ernannt. Am Nachmittag stießen dann Christine Fischer, Fritz
Diermeier und Günther Passig zu uns. Leider verschlechterte sich das Wetter und so mußten wir
nochmals eine Nacht hieroben durchstehen. Denn man ist so eng zusammengepfercht, daß man das
Atmen der beiden Nachbarn nicht nur hört sondern auch spürt. Der Bergkamerad ein paar Matratzen
weiter scheint über sein eigenes Schnarchen zu erschrecken, bricht jäh ab und setzt bald darauf
in voller Lautstärke wieder ein. In der oberen Etage wechselt einer immer wieder unter dem
Ächzen der Bretter seine Position, als zähle er ungeduldig jede Minute, kein Wunder in der
dünnen Luft von 3800 Metern. Gegen 1.30 Uhr kommt der Hüttenwart und schreit "Mont Blanc Wetter gut",
und kurz darauf stürzt alles nach vorne, zieht sich an, kramt in seinem Rucksack und versucht
in den Aufenthaltsraum vorzudringen, um wenn möglich zu Frühstücken, was gar nicht so einfach
ist. Gegen 3.30 Uhr waren auch wir zum Abmarsch bereit und reihten uns in die Lichterprozession

ein. Die Refuge Vallot, 4362m erreichten wir über den Dome du Gouter in 2,5 Stunden. Von hier
gings nun etwas langsamer weiter. Die dünne Luft machte uns jetzt allen zu schaffen. Eigentlich
erklärlich, da es für uns der 1. Viertausender war und dann gleich den König der Alpen, den Mont
Blanc. Auch die Lichterkette löste sich so nach und nach auf, da viele Bergsteiger an der Vallot
Hütte umdrehten, oder kurze Rast machten. Trotz des starken Sturmes kamen wir gut voran und
erreichten den Gipfel über den berühmten Bosse-Grat in 2 Stunden. Wir hatten sogar das Glück
den höchsten Punkt Europas und die unvergleichliche Aussicht ein paar Minuten lang alleine zu
genießen. Nach einer kurzen Gipfelrast entschlossen wir uns gleich nach Le Fayet abzusteigen
um nicht noch einmal eine Nacht auf der Hütte verbringen zu müssen. Nach fast 2800 Höhenmeter
Abstieg erreichten wir etwas angeschlagen, aber auch stolz und glücklich am späten Nachmittag
Le Fayet und dann Chamonix um dort auf einen Campingplatz zu übernachten. Am nächsten Tag traten
wir ausgeruht die Heimreise an.