Südliche Ortlergruppe: Eine Skitourenwoche mit den Waxis
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Von Peter Schempp

Schon die Anfahrt war abenteuerlich. Eine Woche lang wollten wir Skihochtouren in der südlichen Ortlergruppe durchführen, doch das Wetter zeigte sich nicht von seiner schönen Seite. Bei der Fahrt über den Berninapass mußten wir Schneeketten anlegen und in Tirano regnete es in Strömen. Es regnete auch noch in St. Catarina (ca. 1700m). Der Aufstieg mit den schweren Rucksäcken blieb uns erspart, da wir mit einem Geländewagen zur Fornihütte fahren konnten. Dort schneite es. Am nächsten Tag stiegen wir bei strahlend blauem Himmel zum Cima Manzina 3333m auf. Beim Spuren wechselten sich unsere Konditionsbolzen ab. Die Abfahrt war in dem herrlichen Pulverschnee ein Gedicht. Leider wurde der Schnee weiter unten immer schwerer und stellenweise mußten wir um die Latschen Slalom fahren! Nach so einer Tour schmecken natürlich die Spaghetti und auch der "Rote" hervorragend. Doch wie sollte die Woche weitergehen? Die "Haustour" der Fornihütte hatten wir gemacht und weiter oben lockte die Pizzinihütte. Der neue Tag meldete sich mit Nebel an, und so stiegen wir in der "Suppe" weiter auf. Nach 2,5 Stunden war die Pizzinihütte erreicht. Für eine "richtige" Tour war es zu spät, aber für eine Trainingstour unserer Konditionsbolzen reichte es noch immer. Der Rest legte sich bis zum Essen schlafen, schließlich hatten wir ja Urlaub. Der Dienstag lud uns mit strahlend blauem Himmel zum Monte Pasquale 3500m ein, nur, es war ausgesprochen kalt und windig. Das Thermometer zeigte 17 Grad unter Null und so mußten wir beim Aufstieg nicht sonderlich schwitzen. Am Gipfelgrat empfang uns außerdem noch orkanartiger Wind, und daraus wurde der Spruch geboren: "Monte Pasquale, erst kam der Paß, und dann kam die Quale". Beim Aufstieg fror ich so jämmerlich daß ich über meinem Pullover noch den K-Way trug. über diesen wollte ich den Anorak anziehen, doch das gelang mir nur mit Michis Hilfe, da ich kein Gefühl mehr in meinen Fingern hatte. Nach spaltenreicher Abfahrt waren wir froh, uns in der Pizzinihütte bei viel Knoblauch und "Vino Rosso" einheizen zu können. Am Mittwoch stiegen wir in Richtung Monte Cevedale 3778m. Mangels Sicht unterbrachen wir die Tour auf der Casatihütte mit einem Espresso. Kurze Zeit später konnten wir den Gipfel im Nebel erreichen - für Karl war es der höchste Gipfel. Dies feierten wir gebührend, was mir am nächsten Tag große Kopfschmerzen bereitete. Wir wechselten am Donnerstag auf die Brancahütte und stiegen, je nach Kondition auf den Pizzo Tresero 3602m oder auf den Pizzo de Giacomo 3300m . Mir ging es bei dieser Tour ausgesprochen schlecht, und Helmut begleitete mich auf den Pizzo de Giacomo. Trotzdem hatten wir eine schöne Abfahrt. Die für den nächsten Tag geplante Tour auf den Palon della Mare 3703m mußte wegen schlechten Wetters bald abgebrochen werden. Auf der Brancahütte zurück schlugen wir wieder mit Knoblauch zu, zum Leidwesen von Fritz. Seine Minestrone hatte den meisten Knoblauchanteil. Die Heimfahrt begann zuerst mit einer Abfahrt auf Schmiergelpapier. Der Schnee war gelb von Saharasand, und dementsprechend mußten wir die Arme mit Doppelstock einsetzen. Von der Fornihütte ging es in einem steilen Hatscher in Skistiefeln nach St. Catarina zurück. Alle 50 Meter schaute ich auf den Höhenmesser, und der Parkplatz wollte und wollte nicht näherkommen. Wie wohltuend war der anschließende Besuch im Thermalbad von Bormio. Die Heimfahrt sollte sich noch chaotischer als die Herfahrt gestalten. Trotz Schneeketten konnten wir in einem Schneesturm nur noch Schrittempo fahren. Nachdem wir den Fuorcla di Livigno passiert hatten, wurde der Paß gesperrt. Ein Abendessen in Pfunds ließ unsere Skitourenwoche ausklingen. Zu Hause begrüßte mich meine Frau mit den Worten : "Du stinkst nach Knoblauch." - bevor sie mich überhaupt sah.


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