Erlebnisse in Bolivien
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Von Michael Hilz

Am 14. Juli 1988 ist es endlich soweit. Nach harten Trainingsmonaten hebt unser Flugzeug mit 7 Waxensteinern in Richtung La Paz in Bolivien ab. Die ersten Tage in La Paz verbringen wir mit Erkundungen und Einkäufen von Lebensmitteln für die bevorstehende Bergbesteigungen. Ein Einheimischer fährt uns mit seinem Geländewagen auf staubigen Schotterstraßen des Altiplano in die nördliche Cordillera Real zum Ausgangspunkt "Milipaya". Ein schwach ausgeprägter Weg führt, unterstützt von ortskundigen Trägern, zum Basislager. Von jetzt an sind wir auf uns alleine gestellt. Mit Aklimatisierungs-Anstiegen gewöhnen wir uns an die Höhe, bis wir in der Lage sind den Vorgipfel des Nevado Pyramide mit 5800m zu besteigen. Nach diesem ersten Gipfelerfolg steht uns ein mühevoller Lagerwechsel zu unserem eigentlichen Ziel, des Nevado Ancohuma mit 6427m bevor. Nachdem wir alles in Eigenregie durchführen, ist eine wohlüberlegte Routenwahl sehr wichtig. Einen halben Tag kämpfen wir uns mit schweren Rucksäcken durch wilde Gletscherbrüche hindurch zum Hochlager auf 5600m Höhe. Der nächste Tag soll den Gipfel bescheren. Durch das 200m lange, 45° steile Couloir gelangen wir auf ein ausgedehntes Hochplateau, von dort ab nochmal 600 Höhenmeter weiter durch eisige Flanken, große Querspalten und kniehohen Tiefschnee hinauf zum Gipfel. Ein wunderbares Gefühl, das erste Mal auf einem 6000er. Doch viel Zeit bleibt nicht, ein langer und vorsichtiger Abstieg steht noch bevor. Knapp 13 Stunden vorbei, liegen wir wieder in unseren Zelten. Am nächsten Tag bauen wir sie ab und steigen abwärts in Richtung Basislager. Wie herrlich, grüne Wiesen, den Fluß und einige Lamas zu sehen. So schön, wie die Gipfelfreude nun ist, so schön ist auch der Gedanke, bald ein bequemes Bett, gutes Essen und viel "Cerveza" zu bekommen. Ein paar Tage später sitzen wir wieder in La Paz , jetzt zu zehnt, drei Freunde sind noch von zu Hause nachgekommen. Der zweite Teil unserer Reise führt uns in das Tiefland, den Urwald des Amazonas. In einem Bus, eingepfercht zwischen Indios, verlassen wir La Paz und kommen in atemberaubender Fahrt auf schmalsten Straßen in Coroico an. Am nächsten Tag setzen wir die Fahrt fort, aber diesmal stehen auf der Ladefläche eines LKW. Gut durchgeschüttelt und voller Staub müssen wir eine weitere Nacht in Caranavi verbringen, bis wir Porto Linares erreichen. Mit Hilfe eines "Einbaumes", das Boot der Einheimischen, fahren wir den "Rio Beni", entlang des Urwaldes, nach Rurrenabaque. Unsere Pensions-wirtin empfiehlt uns einen Bootsbesitzer, der den Waxensteinern drei Tage lang die Schönheiten des Urwaldes zeigt. Als erstes schippern wir den Nebenfluß Rio Duichi aufwärts, waten durch knöcheltiefes Wasser und gelangen so an den Rand des Urwaldes. Einige Stunden durchstreifen wir den unvorstellbaren, beeindruckenden Urwald. In den meterhohen Baumgipfeln tummeln sich Papageien und Affen; faszinierend! Am Abend werden die Moskitonetze auf einer Sandbank aufgebaut und anschließend verspeisen wir ein für uns nicht alltägliches Mahl, bestehend aus Kochbananen in öl gebraten, dazu Schildkröteneier und als Hauptgericht Geflügel und einen gegrillten Affen mit Reis - Mahlzeit! Die beiden weiteren Tage sind ausgefüllt mit beeindruckenden Erlebnissen vom Leben im Urwald. Ehe man sich versieht, sitzen wir wieder im Flugzeug , das uns vom Tiefland zurück nach La Paz bringt. Der dritte und letzte Teil der Reise führt uns nach Peru. Mit Bus, Taxi und Zugfahrten, einerseits auf reservierten Plätzen, anderseits am Trittbrett, erleben wir die Schönheiten Cuzcos, die mächtigen Felsklötze Sacsayhuaman, es ist einfach unvorstellbar wie der Mensch mit den primitivsten Werkzeugen dieser Zeit die Felsquader millimetergenau aneinandergefügt hat. Und als Krönung die Ruinenstadt "Machu Picchu". Sie liegt wie ein Adlerhorst umsäumt vom Bergurwald, nur noch überragt vom Huayna Picchu, hoch über dem Urubambatal. Am 27. Juli 88, gute 6 Wochen später, werden Uschi und Hans Pöperny, Christine und Wiggerl Kellner, Isolde und Helmut Fischer, isela und Fritz Diermeier , Theo und Michael Hilz am Münchner Flughafen von den übrigen Waxensteinern mit frischen Brez'n und kühlem Weißbier empfangen und beenden bei einem Gartenfest bis spät in die Nacht, eine wunderbar gelungene und vor allem kameradschaftliche Reise.

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