Eisgipfel auf der Straße der Vulkane - Bergsteigen in Ecuador
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Sommer 2005

Im Sommer 2005 mache ich mich mit KLM auf den Weg nach Ecuador, in den mit 271.000 Quadratkilometern kleinsten Staat der Anden. Wer gerne fliegt, dem sei der Flug mit KLM empfohlen. Vier Starts und vier Landungen innerhalb von 16 Stunden lässt jedes Fliegerherz höher schlagen.
* München - Amsterdam
* Amsterdam - Holländische Antillen
* Holländische Antillen - Guayaquil
* Guayaquil - Quito









In Quito, der Hauptstadt von Ecuador, landet man bereits in einer Höhe von 2800 m. Die Stadt, mit seinen zahlreichen Klöster, Kirchen und kolonialen Gebäuden gehört zum UNESCO–Kulturerbe. Wir staunen nicht schlecht, als wir von Marco Cruz, dem besten Bergsteiger Südamerikas, empfangen werden und sich dieser als unser Guide für die nächsten 14 Tage vorstellt. Kompetenter kann man kaum durch die Bergwelt Ecuadors begleitet werden.











Unsere Eingehtour am zweiten Tag führte uns auf den „Hausberg“ von Quito, den Rucu Pichincha, 4794 m. über steile Häng mit Bärlapp und Heidekraut steigen wir zum Grat hinauf. In kleiner Kletterei (I-II) gelangen wir zum Gipfel. Die gewaltige Kaldera mit Fumarolen und Heißwasserquellen macht deutlich, dass der Vulkan lebt.












Am dritten Tag ging die Fahrt auf der Panamericana nach Süden, wo die mächtigen Berge Humboldts die Straße säumten. Nach vier Stunden war die Hazienda el Refugio am Fuß des Illiniza-Nord, 5116 m, erreicht. Der Aufstieg zum Basislager „La Virgen“, 3990 m, stellte keinerlei Probleme dar. Erste Zeltnacht.












Um 5.00 Uhr starten wir zum Gipfel. Der Gipfel des Illiniza-Nord, 5116 m, wird über die Hütte „Nuevos Horizontes“, 4680 m, und den Sattel „Ensilliada“, 4700 m, erreicht. Die Nacht ist angenehm und auch die Kälte hält sich in Grenzen. Wir laufen ruhig in drei Stunden bis zur Hütte und in weiteren drei Stunden bis zum Gipfel. Auf den letzten Metern werden Fixseile verlegt. Man braucht sie nicht unbedingt wegen der besonderen Schwierigkeit, sondern wegen der riesigen Steinblöcke, die auf diesem Sandhaufen unter den Füßen nachgeben und so für unfreiwillige Stürze sorgen.










Laut Prospekt genießen wir nun die grandiose Sicht auf Illiniza-Süd, Ruminahui, Cayambe, Cotopaxi und Chimborazo. Doch wir stehen im Nebel und sehen nichts. Auch der beworbene Cocatee nach der Rückkehr ins Basislager erweist sich als Schwindel. Coca ist in Ecuador illegal!

















Wir stehen bei Tagesanbruch auf und haben einen traumhaften Blick auf die beiden Illinizas. So ungerecht kann der Bergsport sein! Auf einem Markt in Sawili mischen wir uns unter die Indios. Lunch gibt es auf einer Hacienda, deren Besitzer in den vergangenen Jahren in Ecuador drei Präsidenten stellte. Wir wandeln unter Eucalyptusbäumen und im gut gepflegten Garten. Weiterfahrt zum Zeltlager im Cotopaxi Nationalpark, wo uns der Regen empfängt.












Am nächsten Tag brechen wir um 8.00 Uhr zum Cotopaxi auf, um im Eisbruch das Laufen mit Steigeisen (einige haben das noch nie gemacht!) und den Umgang mit der Steigklemme am Fixseil zu üben. Das Wetter ist toll und eigentlich würde man viel lieber gleich gen Gipfel starten.













Ab 14.00 Uhr ist ausruhen angesagt, denn pünktlich 22.00 Uhr starten wir das Unternehmen Cotopaxi. Bis kurz vor die Hütte José Ribas, 4800 m, fahren wir mit dem Bus. Dann sind die Füße gefragt. Die Nacht ist verdammt kalt und der Wind weht mit Sturmstärke. Kurz vor dem Gletscher breche ich den Aufstieg wegen Magenkrämpfen ab.












Zwei aus unserer Truppe erreichen bei Sonnenaufgang den Gipfel und stehen auf dem zweithöchsten Berg Ecuadors und höchstem tätigen Vulkan der Erde. Zurück im Lager unternehme ich mit Herbert einen großen Spaziergang zur Lagune auf dem Plateau. Wildpferde kreuzen unseren Weg und der Wind hört den ganzen Tag nicht auf zu blasen.












Das Abenteuer Chimborazo beginnt mit der Fahrt auf der Panamericana nach Latacunga, wo wir uns ein „schweinemässiges“ Mittagessen reinhauen. Die Fahrt geht weiter über einen 4200-m-Pass.













Um 16.00 Uhr kommen wir im Chimborazo Basislager (4000 m) an und staunen nicht schlecht. First-Class-Basislager ist wirklich nicht übertrieben. Die Hütten sind sauber und wunderbar eingerichtet. Wir genießen die Dusche und trinken ein Bierchen am Kamin im Haupthaus.













Den gesamten nächsten Tag beobachten wir den Berg, doch das was wir sehen beunruhigt. Das schlechte Wetter kreist und zieht nicht ab. Mit Herbert mach ich eine schöne Wanderung taleinwärts. Vier von uns starten dennoch um 21.00 Uhr mit dem Bus. Sie kommen nach einer Schneeballschlacht aber schnell wieder ins Lager zurück. Zu stark peitscht der Schneesturm über den Berg.













Tag 11. Wieder sind den ganzen Tag die Augen auf den Berg gerichtet. Das schlechte Wetter bleibt! Diesmal begleitet uns Andi auf einer Wanderung zum Tempel Machay (4560 m). Wir entscheiden am Abend nicht zu starten. Nur Frieder will es wissen - muss aber im tiefen Schnee aufgeben.












Marco Cruz und seine Leute sind den ganzen Tag mit der Schur einiger Alpacas beschäftigt. Er hat diese Tiere in „seinem Tal“ wieder angesiedelt und damit den Beweis erbracht, das Alpacas den Bergen besser tun als Schafe. Überall sieht man graue, graslose Hänge. Nur bei ihm steht sattes Grün. Alpacas schneiden das Gras beim Fressen mit ihren Zähnen ab. Schafe ziehen es samt Wurzeln aus dem Sand.











Wir haken den Chimborazo ab.
Eine Bahnfahrt mit dem Ferrocarril del Sur von Riobamba nach Alausi, mit einem Abstecher über die kühnen Serpentinen der berühmten "Teufelsnase", soll ein kleiner Trost für die verpasste Chance sein.












4.30 Uhr ist wake up und um 5.00 Uhr sind wir bereits unterwegs in Richtung Riobamba, von wo die Fahrt auf dem Dach des Andenexpresses startet. Nachdem die erste Stunde verregnet war, bessert sich das Wetter und der Blick wird frei auf die Weiten des Andenhochlandes. Es geht vorbei an kleinen Dörfern, rattert durch Schluchten und fährt dann nach 6 Stunden auf total veralteten Gleisen in Alausi ein. Jetzt noch eine Stunde die Serpentinen hinab und wieder rauf - fertig ist der Bandscheibenvorfall. Die Tour ist zwar wirklich ein Erlebnis, für unseren Geschmack aber ein klein wenig zu lang. Mit dem Bus geht es zurück nach Riobamba, was aber nicht wirklich sehenswert ist.









Genau wie am Illiniza steht nun auch der Chimborazo am Tage unserer Abreise im schönsten Licht. Keine Wolke, kein Wind - beste Bedingungen! Wir ärgern uns, müssen aber dennoch abreisen.













Nach einem Abstecher zu einem Indiomarkt, lädt uns Marco Cruz zum Lunch auf seine Hacienda in Riobamba ein. Ein wirklich nettes Fleckchen Erde.













Die Haushälterin serviert uns ein Menü vom Feinsten. Nach einigen Pisco sauer wird die 4 stündige Fahrt nach Quito zur Nebensache. Es bleibt nicht mal Zeit zum Duschen, als das Abschlussdinner ruft. Zum Glück sitzen wir Stinkbären separat.













Der Hauptgipfel wurde zwar vom Winde verweht – was bleibt sind aber die Erinnerungen an eine wunderschöne Reise, unter professioneller Führung mit einer leistungsstarken und lustigen Truppe.

Adios Ecuador